Nagato Taikai – Training im Saarland

Dieses Mal dreht es sich um auswärtiges Training:
Vom 26.08. bis zum 28.08. kam Nagato-Sensei nach Deutschland für ein Taikai. Genauer gesagt nach St. Ingbert (den Ort findet man im Saarland). Da es ein sehr großes Seminar werden sollte und dazu auch noch eins mit einem Lehrer aus Japan, habe ich die Chance ergriffen, um mich auch hier wieder auf die Suche nach der ultimativen Technik zu begeben. Oder das ultimative System, je nachdem wie man es deuten möchte. Nachdem die Übernachtungsfrage kurz vor Beginn der Reise „neu evaluiert“ werden musste (das Ferienhaus, indem ich mich einquartieren wollte, wurde kurzfristig abgesagt) ging es am Mittwoch endlich los ins Saarland. Mit dem Auto. 6 Stunden sind schon recht happig, aber hey, ein Ninja hält das durch oder?

Da ich meine Sightseeingtour drastisch verkürzen musste, begann das kleine Abenteuer mit Training im Bujinkan Dojo Ninpo Saar (http://www.bujinkan-saarland.de/, schaut gerne mal vorbei). Trainiert wurde zwar nur in sehr kleiner Gruppe, aber dennoch war das Training sehr aufschlussreich. Es wurden viele Aspekte des mir bekannten Trainings noch einmal auf eine ganz neue Weise aufgelegt. Auch gab es viele Denkanstöße für „Einzel-Corona-Training“ in Form von Drills. Dies finde ich erwähnenswert da sich auch hier zeigt, dass nicht nur „unser“ Training in Hannover so Ninja-mäßig anpassbar ist, sondern das Bujinkan im Allgemeinen. Aber weiter zur Hauptattraktion: Das Taikai mit Sensei Toshiro Nagato.

Erster Tag

Der erste Tag lief irgendwie ab wie erwartet. Sehr strukturiert, und die aufkommenden Probleme wurde vom Orga-Team schnell und diskret behoben. An dieser Stelle nochmal vielen Dank dafür. Trainiert haben wir viele verschiedene Dinge, aber im Wesentlichen wurden diese benutzt um ein einziges Prinzip zu üben: Totoku – Schwertschild. Prinzipiell etwas was ich schon kannte, und auch mit Techniken und Waffenkonstellationen die ich schon kannte, jedoch gab es dieses Mal eine kleine, aber wie ich finde alles entscheidende Änderung. Die Aufgabe war wie so oft, IMMER alles während der Bewegung und durch die (eigene) Bewegung zu tun. Jedoch gab es aufgrund der hohen Teilnehmerzahl des Taikai fast keinen Platz.

Die einfache Lösung von Sensei: Mache die gleichen Bewegungen, nur kleiner; dann Henka. Klingt leicht, sieht auch leicht aus, ist es aber nicht. Eine Bewegung genauso zu machen, wie man sie sonst auch macht, nur eben kleiner, mutet zu Beginn wie eine komplett neue Bewegung. Es hilft also alles nichts: Augen zu und durch. Da Steffen-Sensei immer sagt: Siehe alles immer von seiner positiven Seite, habe ich die Umstände als Herausforderung genommen, die eigenen „gewohnten“ Fähigkeiten zu benutzen, kleiner zu machen und sie dabei quasi „neu zu erlernen“. Ob es so funktioniert hat wie ich es mir vorgestellt habe, lasse ich andere Beurteilen. Es hat aber eine Menge Spaß gemacht.

„Ich habe nichts vorbereitet“

Die zweite interessante Sache vom ersten Tag war Senseis Einleitung: „Ich habe nichts vorbereitet. Wir im Bujinkan machen das eigentlich immer so, und schauen dann Vorort, was man hier so tun kann.“ Bei dieser Aussage war ich zu Beginn sehr enttäuscht. Ich gebe ja zu, irgendwie hatte ich mir erhofft, wie beim Seminar von Rob Renner, die „übel krassesten Einblicke der großen japanischen Meister“ abgreifen zu können. Aber diesmal wird daraus wohl nichts. Im Laufe des Tages habe ich mir hierzu meine Gedanken gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, das genau dieser Satz der „übel krasseste Einblick des großen japanischen Meisters“ ist.

Bei einem Kampf kann ich zwar im Vorfeld Aufklärung betreiben, sofern möglich, aber letztendlich werde ich erst dann mit einem Problem konfrontiert, wenn es mir im wahrsten Sinne des Wortes ins Gesicht schlagen will. Und dann muss ich eben damit arbeiten. Von daher einfach das zu tun, was Vorort halt möglich ist (oder eben in der momentanen Situation) ist vermutlich die wichtigste Erkenntnis des gesamten Seminars. Das zu üben um „alles“ zu beherrschen ist in meinen Augen eine utopische Aufgabe für einen Ninja und wird sicherlich länger als ein Leben dauern. Aber mit der Zeit denke ich, wenn man konstant weiter trainiert, habt man ein ansehnliches Repertoire an Basismöglichkeiten (und ich benutze hier bewusst nicht das Wort Basistechniken) für die verschiedensten Situationen. Ich denke auch, dass das nun mit Teil meines Ziel wird, die ultimative Technik/das ultimative Konzept zu erlernen.

Zweiter Tag

Der zweite Tag begann wie der erste Tag endete, allerdings hieß es diesmal Messer gegen Hanbo. Ich habe mich bewusst ins Getümmel geworfen um neue Leute kennenzulernen und um mal andere Trainingspartner zu haben. Dies hatte auch „sofort“ Wirkung gezeigt: Es hat nichts mehr funktioniert. Zum Glück war mein Uke ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Schwarzgurt und konnte mir viele kleine Dinge nochmal erklären. Der Nachmittag lief dann etwas besser. Ein Wechsel zwischen Partnern ist also wirklich wichtig, da nicht nur eine Bewegung, sondern schon das verändernde Größenverhältnis eine ganze Technik verändern kann. Der Partnerwechsel ist zwar aufgrund der vergangenen Corona-Zeit immer weggefallen, allerdings lockert sich die Situation diesbezüglich langsam wieder, sodass in Zukunft auch hieran wieder gearbeitet werden kann.

Auch gab es heute zwei größere Einlagen, in denen Sensei etwas erzählt hat und Fragen beantwortet hat. Dies war zuerst ungewohnt, allerdings hat Sensei betont, das auch solche Dinge ein wichtiger Teil vom Training sind. Es waren unteranderem viele Anekdoten über Soke erzählt. Die Fragen aus dem Publikum wurden auch allesamt beantwortet, jedoch hatte ich hier den Eindruck das die Fragen alle irgendwie irrelevant und ohne richtige Essenz waren. Natürlich kann die Aufregung der Runde ein gewissen Teil dazu beigetragen haben, jedoch hoffe ich für die Zukunft selber bessere Fragen für eine entsprechende Runde zu haben.

„So ist es auf einem Schlachtfeld“

Der dritte und letzte Tag war eine kleine Auflockerung zum Ende des Taikai. Ich konnte erneut mit vielen neuen Leuten zusammen trainieren. Technisch wurde das Augenmerk mehr auf Muto Dori und auf die „Finisher“ einer Technik gelegt, um einen Kampf zu beenden. Da mich das Thema Muto Dori besonders interessiert, war ich hier natürlich besonders gespannt, ob nun der Durchbruch im Verständnis des Prinzips kommt; er kam aber leider nicht. Nichts destotrotz haben Techniken, die in Verbindung zu Muto Dori ausgeführt werden, in meinen Augen immer noch dieses Gewisse etwas, das ich noch nicht richtig
erfassen kann. Ich denke, diesen Ansatz werde ich definitiv weiter verfolgen.

Als „besondere“ Einlage des Tages, hatte Sensei zu Beginn mit uns Kenjutsu trainiert. Mit den Worten: „Ihr habt hier alle ja keinen Platz. So ist es auf einem Schlachtfeld“ haben wir einige Techniken geübt, um zum einen den gedrängten Schwertkampf zu üben, zum anderen aber auch um zuzusehen, das wir keine
Verluste unter den eigenen Leuten erzielen, indem wir wild um uns schlagen. Eine sehr einmalige Erfahrung, die eine entsprechende Masse an Leuten braucht, um so überhaupt erst entstehen zu können.

Gruppenbild der Hannoveraner Teilnehmer vom Eiryu und Gokui Dojo

Fazit

Was seht nun nach diesem Taikai als sein Ergebnis dar? Auf jeden Fall die schöne Erfahrung, neue Leute getroffen und mit ihnen trainiert zu haben. Das Wetter war sehr schön und man konnte die Zeit so wunderbar genießen. Auf gab es für mich viele Ansätze, um über mein Taijutsu nochmal nachzudenken und dieses zu verbessern. Ich denke der Schlüssel zur Technik/dem Prinzip das ich mir erhoffe, ist eng verknüpft mit den Fähigkeiten des Taijutsu und der Art und Weise der Bewegungen, wie sie im Bujinkan gelehrt werden. Das Ganze jedoch noch für mich zu entschlüsseln und mit dem Rest des „Drumherums“ in
Einklang zu bringen wird vermutlich noch viel Zeit und Übung beanspruchen.

Ninpo Ikkan

Thorben